Retourenmanagement rechtssicher gestalten: Was Onlinehändler beachten sollten

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Weihnachten ist Hochsaison im Onlinehandel – und zugleich die Zeit der Retouren. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stehen vor der Herausforderung, ein effektives und rechtssicheres Retourenmanagement zu etablieren. Laut einem aktuellen Artikel des Handelsblatts werden in Deutschland mehr online bestellte Waren retourniert als in jedem anderen europäischen Land. Besonders im Modebereich gehen bis zu 53 % der Artikel zurück, was allein in dieser Branche jährlich Kosten in Milliardenhöhe verursacht.

Doch Retourenmanagement ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine rechtliche Herausforderung. Es umfasst Maßnahmen, um Retouren zu vermeiden oder zu reduzieren, ohne dabei gegen geltendes Recht zu verstoßen. Dieser Artikel zeigt, welche rechtlichen Aspekte Onlinehändler beachten sollten und gibt praktische Hinweise für ein rechtssicheres Retourenmanagement.

Was versteht man unter Retourenmanagement?

Retourenmanagement meint Maßnahmen zur Vermeidung von Retouren vor und nach der Bestellung durch den Kunden. Dabei unterscheidet man:

  • Retourenvermeidung: Maßnahmen, die Kunden dazu bewegen, eine Bestellung erst gar nicht zurückzugeben.
  • Retourenverhinderung: Strategien, die den Prozess der Rücksendung erschweren, um die Zahl der Retouren zu verringern.

Beide Ansätze sind rechtlich sensibel und erfordern eine sorgfältige Prüfung.

I. Rechtliche Aspekte der Retourenvermeidung

Das Ziel der Retourenvermeidung ist, die Entscheidungsgrundlage der Kunden zu verbessern, sodass diese von vornherein seltener Waren zurücksenden. Die wichtigsten Maßnahmen sind:

1. Warenpräsentation

    • Vorteil: Hochwertige und vollständige Artikelbeschreibungen, Bilder oder Videos erleichtern Kunden die Kaufentscheidung und reduzieren Unsicherheiten, die zu Retouren führen können.
    • Rechtliche Vorgaben: Artikelbeschreibungen müssen korrekt und vollständig sein, um Wettbewerbs- und Verbraucherschutzgesetze einzuhalten. Fehlerhafte Angaben können Abmahnungen oder Bußgelder nach sich ziehen. Auch das Produktsicherheitsrecht fordert umfangreiche Informationspflichten.

2. Produktbewertungen

  • Vorteil: Authentische Bewertungen schaffen Vertrauen und bieten Kunden zusätzliche Orientierung, was Fehlkäufe und Retouren reduziert.
  • Rechtliche Vorgaben: Irreführende oder manipulierte Bewertungen sind unzulässig und können rechtliche Konsequenzen wie Unterlassungsklagen oder Abmahnungen nach sich ziehen.

3. Geld-zurück-Garantien

  • Vorteil: Solche Garantien senken das wahrgenommene Kaufrisiko und erhöhen die Zufriedenheit, ohne zwingend die Retourenquote zu steigern.
  • Rechtliche Vorgaben: Die Garantiebedingungen dürfen keine Selbstverständlichkeiten enthalten und müssen über die gesetzlichen Gewährleistungsansprüche hinausgehen, um keine Irreführung darzustellen.

4. Big Data und Individualisierung

  • Vorteil: Mithilfe von Datenanalysen können Viel-Retournierer identifiziert und Bestellprozesse individuell angepasst werden, was die Retourenquote senken kann.
  • Rechtliche Vorgaben: Der Einsatz von Scoring-Modellen oder Datenanalysen muss datenschutzkonform sein. Es gelten die Vorgaben der DSGVO, des AGG und des BGB hinsichtlich Transparenz und Nichtdiskriminierung.

II. Rechtliche Aspekte der Retourenverhinderung

Die Retourenverhinderung zielt darauf ab, den Rücksendeprozess weniger attraktiv oder komfortabel zu gestalten. Hierbei ist besondere Vorsicht geboten, da einschneidende Maßnahmen schnell rechtlich unzulässig sein können.

1. Kompensation

  • Vorteil: Bonuspunkte, Rabatte oder Kostenerstattungen bei Verzicht auf eine Retoure bieten Kunden eine alternative Motivation und können wirtschaftlich sinnvoller sein, als die Kosten einer Rücksendung zu tragen.
  • Rechtliche Vorgaben: Solche Maßnahmen sind in der Regel unproblematisch, solange sie klar und transparent kommuniziert werden.

2. Schikanekosten

  • Vorteil: Das Erhöhen von Aufwand oder Kosten für eine Retoure, z. B. durch komplizierte Prozesse, kann Kunden von einer Rücksendung abhalten und so die Retourenquote verringern.
  • Rechtliche Vorgaben: Die Maßnahmen dürfen die gesetzlichen Rechte der Verbraucher nicht einschränken. Insbesondere müssen die Vorschriften des Fernabsatzrechts und des e-Commerce-Rechts im BGB eingehalten werden. Unlautere Behinderungen sind unzulässig.

Fazit: Wirtschaftliche Effizienz und rechtliche Sicherheit verbinden

Ein gut durchdachtes Retourenmanagement hilft Unternehmen nicht nur, Kosten zu senken, sondern stärkt auch die Kundenbindung. Doch gerade im e-Commerce sind viele Maßnahmen rechtlich riskant. Onlinehändler sollten deshalb sicherstellen, dass ihr Retourenmanagement konform mit den geltenden Gesetzen ist.

Unsere Kanzlei unterstützt KMU bei der rechtlichen Gestaltung ihres Retourenmanagements und bietet praxisnahe Lösungen für die Herausforderungen des Onlinehandels. Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zu diesem Thema haben!

 

 

Der Autor sowie Ihre gewohnten Ansprechpartner stehen Ihnen für Fragen gern zur Verfügung!

Patrick Jörg Kaatz

Patrick J. Kaatz
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